05Oktober
2023

REM.. und wir meinen nicht die Band!

Neulich war ich beim Neurologen, warum war mir selbst nicht so klar, aber nun saß ich vor ihm. Er diagnostizierte mir „Diamantspäne im Gehirn“. Wie bitte? Damit könne man uralt werden und ich müsse mir weiter keine Sorgen machen. Während er das sagte, stand er schon auf und bewegte auch mich mit entsprechender Körpersprache dazu. Die kostbare Zeit von Fachärzten wegen dummer Nachfragen, darf man nicht strapazieren! Man kann dankbar sein, überhaupt einen Termin zu bekommen. UNd wer weiß, wann ich nochmal einen solchen brauche?
Na, wenn’s nichts Schlimmes ist, reicht mir auch das Internet für eine weitere Recherche und Auskunft zu meinem Gesundheitszustand. Allerdings kam mir die Diagnose sehr, sehr hanebüchen vor. Jemand schon mal irgendwas davon gehört? Ich nicht.

Hier habe euch auf einen kleinen Ausflug in meine REM-Phase (rapid eye movement“; die Bezeichnung kommt von den sehr schnellen Augenbewegungen, die die Schlafenden trotz geschlossener Augen aufzeigen) vom 05.10.23 mitgenommen. Ich hatte herrlich geschlafen, wenn auch zwei Toilettengänge (im wahrsten Sinne des Wortes: Toilette auf dem Gang) meine Ruhezeiten unterbrachen, aber dieser Traum war schon sehr speziell. Vermutlich hatte ich beim Spaziergang durch Cluny in zu viele Schaufenster mit Schmuckauslagen geschaut. Dabei bin ich eigentlich kein Schmuck-Freak! Na egal.

8° C ließ uns ganz tief, sozusagen auf den Meeresgrund unserer Packtaschen tauchen, um die wärmeren Anziehsachen heraufzuholen. Also Radelhose an, lange Hose drüber, Merinoschäfchen-Unterhemd an, Radelshirt drüber, nächste Lage: Jacke mit langen Armen.

Um 8:00 Uhr wollten wir los, es wurde 9:00 Uhr. Unser Weg führte uns noch fix auf einen Kaffee in eine Biobäckerei, bei der wir auch ein herrliches Mehrkornbrot erstanden. Ich würde es am Tag transportieren und war ganz happy zu sehen, dass es „nur“ 680 Gramm hatte – jedes Gramm zählt!
Gemerkt hatte ich allerdings schnell, dass meine Hände ziemlich kalt wurden; also nochmal Packtaschen-Tieftauchen und die Handschuhe raus. Christoph hatte daran nicht gedacht und ich überraschte ihn mit einem zweiten Paar. Dass ich keine warmen Socken angezogen hatte, bereute ich nur mäßig, denn bald schon wurde es wärmer, wenngleich wir dauerhaft im Schatten fuhren. Gerne lassen wir uns vom Radeln auch von Kumpanen, wie diesen hier (Gruß an Dani und Maya), ablenken:

Weiter auf dem Voie Verte-de-Bourgogne-du-Sud, schaffen wir uns Tritt für Tritt gen Nordosten. Vorbei an Taizé (wir haben niemanden singen gehört) und vielen anderen kleineren Orten, die zwar mit allem Charme aufwarten, aber uns nicht zum Verweilen überreden können, schließlich sind wir nicht auf einem Kulturtrip. Schnurstracks geht es geradeaus und wir passieren unzählige Rinderherden, zum Teil mit Kälbchen (oh, wie süß!). Wenn man so am geradeaus Fahren ist, kann man schon ins Meditieren kommen. Ich denke mir dann zum Beispiel Sätze für diesen Blog aus, die ich besonders gelungen formuliert finde, abends aber längst wieder vergessen habe.

Christoph ist da technischer unterwegs. Er schaut sich die Möglichkeiten seines Tachos an, und überlegt zum Beispiel, welche Durchschnittsgeschwindigkeit er für den heutigen Tag erreichen möchte. Natürlich tauschen wir uns auch über Landschaft und Leute aus und lästern auch gerne mal über andere Radler:innen, die komisch den Helm aufhaben (also so, dass er im Falle eine Unfalls rein gar nichts bringt), oder Paare im kompletten Partnerlook – inklusive Fahrrad. Die müssen sich liebhaben!

Gerne hätte ich euch ein Foto zweier ganz besonderer Spezies gezeigt, aber ich war zu langsam. Also bleibt mir nur, euch das so gut es eben geht, zu beschreiben: zunächst sahen wir nur zwei Fähnchen, die Kinder auch gerne an den Fahrrädern haben, damit sie gut gesehen werden. Hier kennzeichnet das meist Personen mit Liegefahrrad. Aber weit gefehlt. Die beiden fuhren Cabrio! Sie hatten ein Umbau um ihre Räder, die wie kleine Autos aussahen. Und hinten drauf einen schönen Lederkoffer fürs Gepäck. Ganz Oldtimer-like. Wer da wohl gerne tüftelt? Ein echtes Highlight!

Manchmal lohnt es sich, in die Örtchen reinzufahren, insbesondere dann, wenn sich dort eine Weinkellerei befindet. Christoph probiert ein paar und entscheidet sich für eine Flasche Burgunder.
Ein paar sanfte Anstiege und auch einige herausfordernde haben wir mit Bravour gemeistert. Später In Givry, einem sehr bekannten Weinort (Weßwein), machen wir die Bekanntschaft mit einem kleinen, aber ganz tollen Lokal und verbringen dort unsere Mittagspause. Es ist gar nicht so

 

einfach, einer Bedienung auf Französisch zu folgen, die nicht nur ihr Sprechtempo nicht reduziert, sondern auch noch einen kleinen Lispler hat. Sehr goldig! Wir kriegens hin, uns sie streut ein paar englische Begriffe ein. 
In einer weiteren Weinkellerei kaufen wir noch eine teure Flasche Weißwein, 1re Cru. Wir sollten enttäuscht werden. Durch Chalons-sur-Saône müssen wir die Hauptstraßen nehmen, nicht angenehm, aber machbar. Und dann schnell wieder an die Saône. Diese Radwege am Fluß entlang sind einfach zu herrlich!
In Allerey-sur- Saône erreichen wir nach 79 km unser Tagesziel. Diesmal ein „Griff ins Klo“. Wir sind nicht anspruchsvoll und können auch mal über was hinwegsehen, aber hier hängt das Preis-Leistung-Verhältnis ganz schön schief! Christoph bucht uns immer entlang unserer Routen und möglichst nah an den Streckenabschnitten eine Unterkunft. Kosten meist so um die 60,00-80,00 €. Und dieses 60,00. Alles ziemlich zusammengestückelt, keine frische Bettwäsche (nur Zudecken ohne (KaKa-) Laken). Und jetzt kommt meine Freundin Lissi mit der Info zu dem Bettwanzen-Problem in Frankreich! Oops!? Aber wenn man so viel Rad gefahren ist, lässt es sich auch dort schlafen und das Dach über dem Kopf wertschätzen.