04Oktober
2023

Au revoir Via Rhôna – Bienvenue Voies Bleues

Bei Olivier und Diane haben wir ein französisches Frühstück und Kaffee genossen und dann noch einmal die herrliche Aussicht von ihrem Anwesen, umgeben von Weinbergen. 

Ein Leben wie „Gott in Frankreich“.

Wir haben den Besuch bei ihnen als sehr angenehm empfunden und uns gefreut, so herzlich aufgenommen worden zu sein.  Salut, bis bald! (Ihre Adresse kann leider nicht zur Verfügung gestellt werden!).

Was vor uns liegt:

Durch unsere Zugetappe haben wir die Via Rhôna hinter uns gelassen, die zwar weiter gen Norden führt, aber mehr östlicher als uns lieb ist nach Genf, eben wie die Rhône so fließt. Christoph navigiert uns durch Villefranche sur Saône auf unseren nächsten Radweg. Wir entscheiden uns gegen die von „komoot“ vorgeschlagene Route (Christophs alte Tour), da wir auf der Karte einen Weg entdecken, der uns direkt an der Saône entlangführt – direkt am Wasser ist es doch viel schöner, als durch Städtchen mit Autoverkehr. Dieser Weg ist aber wohl erst vor einigen Jahren ausgebaut worden, und da komoot ja nur so gut sein kann wie seine

Nutzer:innern, werden wir den Weg dort lobend erwähnen!

Viele (Renn)-Radfahrer:innen sind heute an uns vorbei gefahren– Frankreich ist eine radbegeisterte Nation. Jeden Alters sind sie unterwegs mit Rädern, mit Batterie in den Beinen oder einer am Rad. Manche mit sehr verzerrtem Gesicht: Leistung, Leistung! Andere entspannt, wie wir. 

Ein bisschen gegen den Wind hatten wir wieder anzukurbeln, aber nichts gegen das, was wir schon hinter uns gebracht hatten.

Zwischendrin kann man sich auch gerne mal mit Mitarbeitern einer Baufirma unterhalten und fragen, was die Hola-Hoop-Reifen da bedeuten:

 Wir erfahren, dass es sich um Glasfaserkabel handelt, die so bunt sind, damit man sie gut wiedererkennt. Stimmt!

Unser Ziel heute: Cluny. Ein Tourhighlight mussten wir auslassen, der fortgeschrittenen Jahreszeit geschuldet. Es sollte nochmal durch einen längeren (natürlichen früheren Eisenbahn-)Tunnel gehen, aber der ist seit 1.10.23 zum Schutz der Fledermäuse gesperrt. Zwei Damen haben uns von einer Umfahrung (Déviation) berichtet, der wir dann auch gefolgt sind.

Der Tunnel hätte uns 200 Höhenmeter erspart, nun gut, dann eben Druck und Zug auf die Pedalen. (Für die, die sich weniger gut auskennen: wir fahren beide mit, in die Pedalen eingeklickten, Schuhen, heißt, dass wir nicht nur runter treten, sondern eben auch hoch die Pedalen ziehen können. Früher hatte man so kleine „Körbchen“ an den Pedalen). Das macht bei solchen Anstiegen einen enormen Unterschied. Also kletterten wir fast über die 400 Meter-Marke auf den Col du Bois Claire. Manche/r wird schmunzeln, der /die schon ganz andere Pässe mit dem Rad erklommen ist, aber unerwartet ist es doch speziell. 
Wo es hoch geht, geht es auch wieder runter: „Heidewitzka“ (oder "Heide Witz-Ka"?, vielleicht auch "Hei! Dewitzka") war das flott! Ich bin gerne etwas vorsichtiger als Christoph, und als ich einen Blick auf meinen Tacho erhasche (lieber schön geradeaus gucken!!) waren es 57 km/h – hui…und das trotz bremsen! Bloß nicht wackeln mit dem Rad! Aber unbedingt noch den Schwung für den nächsten Anstieg mitnehmen.
Und wer sich in der Gegend auskennt, weiß, dass wir die Saône inzwischen verlassen haben und uns auf einer Vioe Verte befinden (das sind stillgelegte Eisenbahntrassen), No. 1 (genau heißt sie voie verte de Bourgogne du Sud) befinden.
Die Einfahrt nach Cluny bescherte Christoph schöne Erinnerungen. Damals war er nur auf der Durchfahrt. Hier treffen wir auf eine deutsche Schulklasse (da werden bei mir gleich wieder Erinnerungen wach) und einige weitere deutsche Touristen. Da ist gerne mal „Fremdschämen“ angesagt, oder noch besser, sich selbst nicht als Deutsche outen [was schwierig ist], wenn sich Landsmenschen gut hörbar über Dinge, wie z.B. Preise, aufregen (und dabei gerne unterstellen, dass kein Franzose/keine Französin sie verstehen). Wie viele französische Orte, hat auch Cluny seinen ganz besonderen Charme und ist bekannt für seine Abtei.
Wir steigen ab im Hotel de Commerce und Christoph glaubt endlich sein Vorurteil bestätigt beim Eintritt in unser Chambre Numero Deux… „durchgelegene Betten“ – aber nix da – alles bestens!

Und so sieht dann ein Zimmer aus, in das wir einfallen mit unserem ganzen "Gelersch". Und genauso schnell ist es auch wieder aufgeräumt, wenn wir angezogen und ausgezogen sind.