03Oktober
2023

Darf's ein bisschen Bahn sein?

Was Christoph ja schon länger klar war, würden wir einige Kilometer auch mal die Bahn nehmen. Darum war unsere gestrige lange Etappe genau richtig, denn heute waren es bloß ca. 650 Meter (!!!) zum Bahnhof. Und da war es dann doch: auch in Frankreich ist der ÖPNV nicht immer pünktlich. Unser Zug hatte 15 Mins. Verspätung (für uns ja kein Ding an sich). Ein sehr alter Zug fuhr ein und wir manövrierten uns hinein (wir wurden von einer Dame direkt gewarnt, dass dies nicht ganz einfach sein würde). Christoph kann sein Rad tragen, ich schaffe das voll bepackt nicht. Aber helfende Hände sind überall, und die von Christoph nehme ich auch gerne an.


Der Zug bot 18 (!) Fahrrädern Platz und der Waggon war in kleine „Garagen“ eingeteilt, wo man die Räder dann auch mit einem Gurt, wie wir ihn aus dem Auto kennen, festmachen konnte. Wir setzen uns zu einem Paar, die sich auch direkt als Radelnden „outeten“ und kamen ins Gespräch, als er vorsichtig frug: „Do you speak English?“ – welche Freude für sie als wir entsprechend mit „Yes, we do“ antworteten. Sie hatten wir Via Rhôna schon hinter sich gebracht, entgegen unserer Richtung und waren nun unterwegs nach Benelux, um dort weiter zu radeln. Ursprünglich stammen sie auch England (er allerdings Amerikaner) und sie sind 60 Tage unterwegs, weil sie 60 Jahre alt wurde und in Rente ging. Ein Traum! Mit 60! Näheres zu dem jungen Rentenalter konnte ich aufgrund der Kürze der Zeit nicht in Erfahrung bringen.
An der dritten Station verließen wir den Zug, wir mussten beim Ausstieg einen Höhenunterschied von einem Meter überwinden, hui, und starteten unser Radfahrvergnügen in Saint-Rambert d’ Albon. Ca. 40 km lagen vor uns bis Vienne. Das reiten wir doch auf einer Backe ab!
Wieder eine sehr schöne Wegführung durch Wälder, immer entlang der Rhone. Ach wie fein! Und drch die herrlichen Weinberge - da äuft einem doch gleich das Wasser im Mund zusammen: Hier: Weingut E. Guigal. Leider hatten wir den Schlüssel für den Keller zuhause auf dem Küchentisch liegen lassen (:-))))!

Da gestern wieder die Geschäfte offen hatten, waren wir gut gerüstet für unser obligatorisches Picknick, das wir hier gerne als "französisches Stillleben" bezeichnen wollen:

Genau getimed, kamen wir dann in Vienne an, der Zug wartete schon auf uns, der uns bis nördlich von Lyon bringen würde – nach Villefranche-sur-Saône. Und da erwartete uns schon Olivier am Bahnhof – echte Wiedersehensfreude! Er nahm unser Gepäck in seinen Wagen - Gott sei Dank ! - denn uns erwartete zu seinem Haus in den Weinbergen eine Steigung von bis zu 15%. Da schoben wir doch ein ganzes Stück davon.

Olivier ist ein Spross der Familie Paulin, die Christophs Eltern in den 70-er Jahren über eine Städtepartnerschaft (Mühlheim – Saint Priest) kennengelernt hatten. Es entstand eine lange Freundschaft, die bis in die nächste Generation reinreicht. Das ist Völkerverständigung! Heute dürfen wir Oliviers Gäste sein. Und als gute Gästin sollte ich mich jetzt mal unten zeigen….