06Oktober
2023

Der Nebel von Avalon?

Wir wachen früh auf und krabbeln aus dem, hoffentlich nicht Bettwanzen-verseuchten Hochbett runter. Inzwischen haben wir natürlich unsere Routinen mit Packen und Fertigmachen entwickelt und stehen uns nicht gegenseitig im Weg in den kleinen Unterkünften.
Meine gestern handgewaschene Wäsche ist leider nicht getrocknet und so packe ich erst mal alles in eine Plastiktüte, um es bei der ersten Pause am Fahrrad trocknen zu lassen. Ja, auch den BH. Im besten Fall fragen wir uns gegenseitig nicht einmal mehr, wer was an Proviant einpackt.
Auch heute ist es wieder frisch am Morgen, aber wir sind gerüstet! Kaum sind wir am Fluss angekommen, müssen wir anhalten! Was ein Bild sich uns zeigt! Der Nebel auf dem Strom. Zwei Fischer in einem Boot im Nebel. Wow, wie schön. Wir machen ein kleines Video und grüßen damit unsere WhatsApp-Kontakte im Status. 
Noch im Ort selbst besucht Christoph wieder das Office de Tourisme und kommt ganz begeistert wieder raus. Max. 250 Meter schaffen wir, um am nächsten Café anzuhalten und einen entsprechenden zu trinken. Er zeigt mir die Karte von einem Rundradkurs in der Bourgongne, 800 km lang – schöne Idee eigentlich. Ich bin nicht abgeneigt. Nächstes Mal. Mit Zelt?

Je näher das Ende unserer Tour naht, umso mehr kreisen die Gedanken wieder um die Herausforderungen des beruflichen Alltags. Welche Termine und Aktivitäten stehen an? Ich stelle mich auf ein paar „Nachtschichten“ ein, denn der Vorlesungsstart steht bevor und ein Ausflug der Verwaltungsmitarbeitenden nach Darmstadt am 12.10. ebenso, den würde ich ungern absagen. Dann das Probenwochenende für das Weihnachtsoratorium… und bei diesen Gedanken schmelzen die Kilometer nur so weg.

Manchmal spielt uns komoot dann doch einen Streich, oder wir passen nicht gut genug auf. So kommen schon mal ein paar extra Kilometer zusammen. Es geht auf den EuroVelo No.6, am Canal du Rhone au Rhin – Branche Sud. Hier sind die richtig entschleunigten Boostfahrenden unterwegs. Ich bin so gut gelaunt, dass ich allen winke – die meisten winken zurück. Das Leben ist gut zu uns!
Ca. 10.000 Mal (ich habe nicht genau mitgezählt, okay, leicht übertrieben!) müssen wir den Canal überqueren, um auf der anderen Seite wieder weiterzufahren. Langweilig wird das nicht. Heißt aber auch, dass du immer wieder kleine Anstiege in Kauf nehmen musst, um dich dann auf der anderen Seite wieder – juchhei ! – runterollen lasssen zu können. 

Dole ist ein ganz schöner Ort – gerne hätte ich mir den mal genauer angesehen, aber schließlich ist das hier kein Wunschkonzert! Der Eindruck muss reichen. 
Saint-Vit ist unser Tagesziel. Im Intermarché kaufen wir noch ein paar Lebensmittel ein – heute wird gekocht! Nach dem gestrigen Reinfall, machen wir heute einen Quantensprung in Sachen Unterkunft. Alles nagelneu, ganz liebevoll ausgestattet und wir fühlen uns gleich heimisch. Der Host Olivier ist sehr engagiert, freundlich und hilfsbereit. Sehr klein, aber auch sehr fein. Für ein Abendessen draußen auf der Terasse ist es (schon wieder) zu kühl, darum bleiben wir drin und behelfen uns mit diesem Tischchen. Zum Schlafen räumen wir alles wieder weg und ziehen das IKEA-Bett aus.