03Mai
2024

Hochprozentiges am Vormittag!

Beim Frühstück in der Jugendherberge heute morgen, haben wir die beiden Männer wiedererkannt, die gestern mit uns im gleichen Restaurant saßen. Sie outeten sich im Gespräch mit einem sehr älteren Herren auch als Biker, aber als "Fuel-Biker", also Motorradfahrer. Der ältere Herr kam gestern nach uns in der Einrichtung an und ich hatte das Gefühl, dass er seine Hörhilfen vergessen haben musste, keine hat oder aus Gramm-Spar-Gründen sie zu Hause gelassen hatte. Er war am Empfang durch die alten Gemäuer überall zu hören. Er erzählte von einem Sturz und bepflastert war er auch am Ellenbogen. Heute stellte sich heraus, dass seine Kinder ihm von den Radtouren abrieten, sei doch alles zu viel für ihn und zu gefährlich so ganz allein. Die Anekdote, die dann folgte war besonders lustig: als er mit den beschriebenen Kindern zum Essen aus war, brach sein Stuhl unter ihm zusammen (er ist wirklich nicht mehrgewichtig, eher das Gegenteil.. - "e klaa Quetschemännsche" würde der geneigte Hesse sagen) und er hat sich richtig weh getan. Die Prellungen machen ihm noch zu schaffen, sein Gang unrund, aber Radtouren hält er für deutlich ungefährllicher als Restaurantbesuche nach dieser Erfahrung. Können wir nachvollziehen. 😆 Wir finden's toll, dass er unterwegs ist. Wer weiß, wie es uns mal geht.

Da er recht mitteilsam war, verständlich, wenn man viel alleine unterwegs ist, hatte ich mich entschieden, mein Rad im Abstellraum

zu bepacken und den Reifendruck des Hinterrades zu überprüfen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das Ventil nicht in Ordnung ist und musste auch die Tage zuvor nachpumpen. 6 Bar mit der Handpumpe auf den Reifen zu bekommen, macht schon orfentich Muckis "in de Ärm". Beim Abschrauben der Pumpe, kam das Ventil gleich mit und der Reifen war platt. Grandios! Mega Start in den Tag!

Die moderne Frau lässt sich ja nicht mehr vom Ehemann überwachen. Sie stellt es viel geschickter an und hat direkt ein eigenes Armaturenbrett am Rad:

Die Uhr ist direkt mit der Krankenversicherung verbunden, die die Herzfrequenz und den Puls mit überwacht. Das Telefon übermittelt den ständigen Standort an den Satelliten, der eigens für die Damen ins All geschickt wurde. Der Tacho hingehen übermittelt die Leistungsfähigkeit und den Mut beim "Downhillen" oder das erreichte Tempo beim auf den Berg hinauf strampeln. So kann der Ehemann auch bei geschickter Datenkopplung genau wissen, wo sich Frau aufhält, in welcher Bewegung sie ist und ob ihm das gefällt oder nicht.

Christoph natürlich nicht! Er hat mir den Reifen wieder so weit gerichtet, dass wir uns zum Fahrradladen, der am Radweg angezeigt war, aufgemacht haben. 
Lottes Hinterlauf hat dort ein neues Ventil bekommen, und wir haben amüsiert dem Servicemitarbeiter zugesehen, wie er mit einer großen Handpumpe den Reifendruck erzielte. Außerdem hat er uns ein kleines Tool verkauft, dass wir auf das französische Ventil aufschrauben sollen, damit Gleiches nicht wieder passiert. Trinkgeld war ihm sicher bzw. der großen schwarzen Wutz. Der Laden in Mosbach ist sehr zu empfehlen:

Kaum dass wir den Service-Point verlassen hatten, kam schon der Hinweis auf den nächsten. So mögen wir Radler:innen das:

Wo, was, wer...

Der heutige Lerneffekt war, dass ich mich nicht zu sehr über Kleinigkeiten freuen sollte: A) gerade als ich den gut ausgebauten, geteerten Weg gelobt hatte, ging dieser in Schotter über. Hm. Ist ein bisschen wie Joggen am Sandstrand. Anstregend. B) Als ich mich freute, dass wir im Gegensatz zu vorgestern ganz allein auf dem Weg unterwegs waren, kam eine Gruppe begleiterter Jugendlicher (ca. 12 Personen) uns entgegen. Gut, gibt Schlimmeres. 

Wir hatten uns entschieden den Bahnwanderweg zu nehmen; eine historische Gleisetappen einer Einspurbahn. Langsam, aber stetig ging es bergauf. 2% Steigung dauerhaft, aber auch mal Hoch-prozentiges, wie 6%.  Das ist beim Radeln mit Gepäck schon nicht ohne. Im 

Schneckentempo haben wir auch die gemeistert. Die Schnecke an sich, hätte ich gerne über den Weg in ihre Scheckenrichtung getragen, aber was maße ich mir an? Das war ihr Tagesziel und ich kann doch nicht einfach ihr einen "Flug von FRA nach MIA" bescheren, ohne dass sie gefragt wird. Also ließ ich sie weiter ihres Weges schleichen und ich schlich mich weiter den Berg hoch.

Am beschaulichen Mühlrädchen, das frisches Wasser vermuten ließ, konnte ich nicht anders als mal ordentlich aufzuräumen:

Vorher                          Zwischendrin        Nachher.

Weiter auf dem Eisenbahn-Wanderweg:

Bei Mudau würden wir den höchsten Punkt der Tour erreicht haben: 510 Meter über NN. Wir hatten schon kalte Füße und die Hände waren es auch. 

Trotzdem nahmen wir uns die Zeit die Lehrtafeln anzusehen, war auch eine willkommene Pause beim Hinaufklettern auf die Höhe:

Dass Christoph mal Bahnwärter werden wollte, war mir unbekannt. So kommen Wahrheiten zutage! 
Interessant auch der "Mundart-Pfad"... das Odenwälderisch ist doch sehr seltsam. Hessisch natürlich nicht!

Vorbei ging es auch an diversen Weihnachtsbaumplantagen. Ob da mal einer von bei euch oder uns in den Wohnzimmern zu finden sein wird?

So macher Baum hatte sich auch schon als Baum vor dem Römer oder in Kirchen qualifiziert ob seiner Größe.

In Mudau, dem heutigen "Top of the world" haben wir uns bei EDEKA eingenistet, etwas an der "Heißen Theke" geschnappt und im Café vorne einen Cappucino und etwas Süßes verschnabuliert. Richtig aufgewärmrt hat uns das aber nicht.

Also Regenjacken drüber und los geht's auf die Abfahrt immer Richtung Miltenberg. Hui, mein lieber Mann ist wie immer sehr viel risikobereiter als ich und nahm so manche Kurve mit ordenltich Tempo. Nix mehr Schnecke, eher Renngaul!

Durch pittoreske, kleine Orte hat uns der Weg nach Miltenberg geführt und schöne Erinnerungen an die Zeit mit meinem Chor dort (letztes Jahr) kamen auf;

Nach 61,14 km bei reiner Fahrtzeit von 3:47:05 h haben wir Miltenberg erreicht. Mir wurde ganz heimisch ums Herz... wieder am Main - herrlich! Mit dem Boot von Mühlheim aus, hatten wir es bisher noch nicht bis nach Miltenberg geschafft.
Im St. Kilian Jugendhaus (Bildungs- und Tagungs der Diözese Würzberg) und wurden wir freundlich empfangen, konnten unsere Räder in einer Garage wegschließen und haben Zimmer 312 bezogen.

 Hier, im Riesen, haben wir noch nach dem Abendessen im Jugendhaus ein kleines Bier-Tasting stattfinden lassen. Grüße an Lissi - sie hätte es gerne mitgemacht, gelle? Also auch Hochprozentiges am Abend! :-)

Wieder ein gelungener Radeltag, der uns keinen Regen bescherte. Glück gehabt. Gestern sind sie im Rhein-Main-Gebiet wieder "abgesoffen" und wir haben es erst gar nicht mitgekriegt. Unser Ventil hat ganze Arbeit geleistet und die Goethestraße 28 ist im Keller trocken geblieben. Thank God!
Morgen geht es auf die letzte Etappen, immer schee am Maa entlang... wir freuen uns. Guats Nächtle.